News Herbst 2024

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Stillen ist weit mehr als eine einfache Methode der Ernährung; es ist ein fundamentaler Beitrag zur Gesundheit und zum Wohlstand einer Gesellschaft. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahre belegen, dass Muttermilch nicht nur essenzielle Nährstoffe liefert, sondern auch eine Vielzahl von Immunstoffen, Enzymen und sogar genetischen Programmierungsmechanismen enthält. Diese Faktoren spielen eine entscheidende Rolle dabei, das Überleben von Säuglingen zu sichern und das Risiko für zahlreiche Zivilisationskrankheiten zu verringern. Dabei reichen die Auswirkungen des Stillens auf das Kind bis weit ins Erwachsenenalter hinein und beeinflussen die Frauengesundheit ebenso, wie uns als gesamte Gesellschaft.

Auswirkungen auf die Mutter

Die positiven Effekte des Stillens beschränken sich nicht nur auf das Kind. Stillende Mütter profitieren von einer schnelleren Erholung nach der Geburt und einem signifikant reduzierten Risiko für verschiedene Erkrankungen, darunter Brust- und Eierstockkrebs sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zudem wirkt Stillen präventiv gegen Diabetes Typ 2 und fördert den emotionalen Bindungsaufbau zwischen Mutter und Kind. Eine gesunde Mutter bedeutet auch eine gesündere Familie und damit eine gesündere Gesellschaft.

Auswirkungen auf das Kind

Für das Kind hat Stillen lebenslange Vorteile. Es schützt vor schweren Erkrankungen wie Plötzlichem Kindstod, Atemwegserkrankungen und Allergien. Auch das Risiko für chronische Krankheiten wie Adipositas, Typ-2-Diabetes und einige Krebsarten wird durch Stillen gesenkt. Darüber hinaus fördert Muttermilch die kognitive Entwicklung und trägt zur Intelligenz des Kindes bei. Diese gesundheitsfördernden Aspekte legen den Grundstein für eine gesunde und produktive Gesellschaft.

Gesellschaftliche Auswirkungen

Eine höhere Stillrate führt zu einer gesünderen Bevölkerung, was sich direkt auf die wirtschaftliche Produktivität auswirkt. Gesündere Mütter und Kinder haben geringere Krankheitsraten, was zu weniger Fehlzeiten am Arbeitsplatz führt und die Mortalitätsrate senkt.

Klimaschutz durch Reduktion von Energie- und Ressourcenverbrauch

Zudem hat Stillen positive Umweltaspekte, da die Produktion von Säuglingsnahrung mit einem hohen Energie- und Ressourcenverbrauch einhergeht. Durch das Stillen kann dieser ökologische Fußabdruck erheblich reduziert werden.

Die Förderung des Stillens ist nicht nur eine Gesundheitsfrage, sondern auch eine ökonomische Notwendigkeit. Jährlich verursachen Krankheiten, die durch die Ernährung mit Formula im frühen Lebensalter begünstigt werden – wie Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen – hohe Kosten im Gesundheitswesen. Indem Stillen diese Risiken signifikant senkt, können sowohl die unmittelbaren Behandlungskosten als auch die langfristigen Folgekosten für die Gesellschaft reduziert werden. Um die positiven Effekte des Stillens für Mütter, Kinder und die Gesellschaft insgesamt zu maximieren, sind umfassende politische Maßnahmen und gesellschaftliche Unterstützung unerlässlich. Letztlich sind Investitionen in das Stillen Investitionen in die Gesundheit, Produktivität und das Wohl des gesamten gesellschaftlichen Gefüges.

Politische Maßnahmen zur Förderung des Stillens sind daher nicht nur aus gesundheitlicher, sondern auch aus ökonomischer Sicht sinnvoll. Investitionen in Stillförderprogramme zahlen sich in Form gesünderer Kinder und Mütter sowie geringerer Gesundheitskosten langfristig aus.

Wie ist die Situation in Österreich?

Obwohl 97,5% der Frauen mit dem Stillen beginnen, werden nur 1,9% der Kinder entsprechend der WHO Empfehlung bis zum Ende des 6. Lebensmonats voll gestillt. Auf der Suche nach Antworten, warum dies traurige Wahrheit ist, gibt es keine einfache Antwort. Die Ursachen sind vielschichtig und komplex. Schon kurz nach der Geburt wird etwa die Hälfte aller Kinder in den ersten drei Lebenstagen mit künstlicher Nahrung zugefüttert. Ob diese Maßnahme nun von der Mutter selbst gewünscht oder durch das medizinische Personal initiiert wird, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Dass dies nicht nur nachweislich bedeutungsvolle Aspekte wie den Schutz vor Allergien zerstört, sondern sich auch negativ auf die Stilldauer auswirkt, ist hingegen traurige Gewissheit.

In Österreich wurde aufgrund der dramatisch schlechten Ergebnisse in den letzten Untersuchungen (SUKIStudie) die Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) vom BMSGPK damit beauftragt in einem partizipativen Prozess die österreichische Stillfreundlichkeit zu analysieren und mögliche Lösungsansätze zu erarbeiten. Die Ergebnisse aus dem “Becoming Breastfeeding Friendly-Prozess” und die 14 daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen wurden priorisiert und sind im April 2024 veröffentlicht worden.

Nun sind wir gefordert, dass diese 14 Handlungsempfehlungen nicht in Schubladen verstauben, sondern dass sie Schritt für Schritt umgesetzt und mit Leben erfüllt werden.

Was braucht es, damit Stillförderung in Österreich gelingen kann?

Umsetzung der 14 Handlungsempfehlungen des BMSGPK.

  • Vollinhaltliche Bekennung und gesetzliche Verankerung des Internationalen Kodex für die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten im österreichischen Rechtswesen.
  • Staatliche Anerkennung der IBCLCQualifikation und Förderung der IBCLC-Ausbildung. Miteinbeziehung von IBCLC-Expert:innen des VSLÖ in die Umsetzung der Handlungsempfehlungen.
  • Die geplante Koordinierungsstelle muss sich aus qualifizierten Personen zusammensetzen, die frei von Interessenkonflikten sind, insbesondere keine wirtschaftlichen Verbindungen zu Herstellern von künstlicher Säuglingsnahrung haben oder Firmen, die dem WHO-Kodex für die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten widersprechen.
  • Berücksichtigung der positiven wirtschaftliche Kosten-Nutzen-Analyse und Bereitstellung ausreichender öffentlicher finanzieller Mittel.