News Sommer 2022

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Um die Corona-Schutzimpfung ranken sich viele Mythen. Oftmals lassen sich Frauen nicht impfen, weil sie glauben, dass ein Zusammenhang zwischen Corona-Impfung und Unfruchtbarkeit besteht. Tatsache ist, dass ein unregelmäßiger Zyklus durchaus eine normale Nebenwirkung einer Impfung sein kann, genauso wie bei einer Stressreaktion. Macht der Körper hingegen eine SARS-Cov-2 Erkrankung durch, so gibt es in vielen Fällen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit, vor allem in Zusammenhang mit einer Long Covid Erkrankung. Die generelle Empfehlung lautet, sich möglichst vor Erfüllung eines Kinderwunsches impfen zu lassen. Dies ist besonders wichtig, weil Schwangere mit SARS-Cov-2 Infektionen ein 3 bis 4-fach höheres Risiko haben, eine Frühgeburt bzw. Geburtskomplikationen zu erleiden. Darüber hinaus haben sie ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf von SARS-Cov-2. Es gibt keine wissenschaftlichen Hinweise, dass die Corona-Schutzimpfung die Fruchtbarkeit von Frauen gefährdet.

Die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe hat eine Stellungnahme zum Thema Covid-19 Impfung mit mRNA Impfstoff für Frauen mit Kinderwunsch, Schwangere und stillende Frauen verfasst. Die OEGGG kommt zum eindeutigen Schluss einer Impfempfehlung

. (Quelle: file:///C:/Users/natal/Downloads/Stellungnahme% 20COVID-19%20Impfung%20Update_OEGGG_14092021% 20FIN.pdf)

Frauen im reproduktiven Alter sollten sich impfen lassen – dies wird von sämtlichen Fachgesellschaften empfohlen. Durch die Impfung gibt es kein erhöhtes Risiko von Früh- oder Fehlgeburt, SGA und für kongenitale Anomalien.

Schwangerschaft

Die Betreuung der SARS-Cov 2 erkrankten schwangeren Frauen ist ein ständiges „work in progress“. Während den Schwangerschaften treten Verläufe mit keinen, mäßigen oder schweren Symptomen auf. 16,2% der Schwangeren sind schwer bis kritisch erkrankt.Die Klinik Ottakring ist seit Beginn der Pandemie das Zentrum zur Betreuung von aufnahmepflichtigen COVID-positiven Schwangeren und Gebärenden in Wien. Bis November 2021 wurden insgesamt 173 COVID positive Schwangere in der Klinik Ottakring stationär betreut, davon haben 132 dort entbunden, 41 konnten unentbunden wieder entlassen werden.

28 Frauen hatten einen schweren Verlauf, davon 15 intensivpflichtig (alle waren nicht geimpft). Eine Patientin ist postpartal verstorben (entspricht 0,6% der Patientinnen). Mehr als die Hälfte der Frühgeburten basieren auf dem schlechten mütterlichen Zustand. Das bedeutet, dass Kinder geholt werden mussten, weil die Mütter schwer erkrankt waren. Die Sectiorate bei COVID-positiven Schwangeren ist fast verdoppelt. In drei Fällen wurde das Virus von der Mutter auf das Kind übertragen, zweimal nach der Geburt, einmal bereits intrauterin. Derzeit noch nicht abzusehen sind die Langzeitfolgen für Mutter und Kind nach einer Infektion in der Schwangerschaft. Diskutiert wird derzeit ein erhöhtes Vorkommen von intrauteriner Wachstumsretardierung.

Anfänglich dachte man, Frauen und jüngere Menschen werden seltener krank. Hier wurde man eines Besseren belehrt, denn die Schwangerschaft per se ist bereits ein Risikofaktor. Zusätzliche Risikofaktoren sind Adipositas, GDM, Hypertonie und bestehende Vorerkrankungen.

Impfung bei Schwangeren:
Zunächst wurde die Impfung von den Schwangeren gut angenommen, aber bald stagnierte der Impffortschritt. Bis Ende des Jahre 2021 waren nur 13,6% einfach, zweifach oder dreifach geimpft. Frauen sollten sich idealerweise vor Beginn der Schwangerschaft impfen lassen, spätestens aber vor der zweiten Schwangerschaftshälfte, da danach die Verläufe besonders schwer zu sein scheinen. Für die Boosterimpfung gilt dieselbe Empfehlung wie für nicht-schwangere Frauen: 4–6 Monate nach der Zweitimpfung und mit Impfstoff von Biontech-Pfizer.

Die einzige Ausnahme, wann nicht geimpft werden sollte, ist im ersten Trimenon (Empfehlung Sozialministerium, STIKO und Robert Koch Institut). Die hier häufig auftretenden Aborte könnten der Impfung zugeschrieben werden. Kurz vor der Geburt sollte auch wegen einer möglichen Impfreaktion nicht geimpft werden.

Geburt

Frauen müssen während der Geburt keine Maske tragen, ebenso ist eine SARS-Cov 2 Infektion per se keine Indikation für eine Sectio. Begleitpersonen zur Geburt sind nur in Ausnahmefällen möglich, meist sind sie ohnehin K1 Kontaktpersonen. Rooming-in ist nur in 75% der Fälle möglich, weil entweder die Mutter oder das Kind zu schwer krank sind.

Postpartal kann die Mutter nach Händedesinfektion, Aufsetzen einer FFP2-Maske und grober Reinigung des Kindes mittels sauberer Tücher, mit dem Kind zum Bonding zusammengebracht werden. Für das anschließende Rooming-in sind ausschließlich Räume geeignet, die groß genug sind, um einen Mindestabstand von 2 Metern zwischen Mutter und Kind gewährleisten zu können. Engmaschige Kontrollen des Kindes sind obligat. Kontakt zwischen Mutter und Kind soll nur nach vorangegangener Händedesinfektion sowie Anlegen der entsprechenden Schutzkleidung (FFP2-Maske ohne Ventil) erfolgen. Ist dies nicht möglich geschieht die Versorgung des Kindes bei Bedarf durch eine Pflegeperson in Schutzausrüstung. Stillen ist grundsätzlich möglich und wird auch empfohlen. Wenn die Mutter nicht stillen möchte, sollte möglichst die Muttermilch abgepumpt und in wischdesinfizierten Einmalflaschen verfüttern werden.

Sämtliche Empfehlungen zum Kontakt zwischen Mutter und Kind, sowie die Empfehlungen zur Säuglingsernährung gelten, bis die Mutter asymptomatisch ist.

Take Home

3x erhöhtes Risiko für Schwangere auf einer Intensivstation zu landen 3x erhöhtes Risiko für Schwangere für eine Intubation 3x erhöhtes Risiko für eine frühe Frühgeburt < 34 SSW

Konsequenzen daraus:

  • Impfung zu jedem Zeitpunkt in der Schwangerschaft, besonders bei erhöhtem Risiko
  • Impfung idealerweise vor Kinderwunsch- Verwirklichung
  • Nestschutz: Antikörper werden von der Schwangeren auf den Feten übertragen
  • Auch durch das Stillen einer genesenen/ geimpften/infizierten Mutter gehen Antikörper zum Kind über. Derzeit ist noch nicht klar wie lange das der Fall ist. Der Aufbau von Antikörpern ist von Frau zu Frau sehr unterschiedlich.

Passend zum Thema des Webinars ist auch bei der Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit in Zeiten von Corona weiterhin alles im Fluss und fordert uns auf, offen zu bleiben und weiterhin aus den wissenschaftlichen Daten zu lernen.