News Sommer 2023

Hier geht es zur kompletten Ausgabe News Sommer 2023

Die Rückkehr an den Arbeitsplatz ist für Frauen gleichermaßen mit Fragen und Herausforderungen behaftet. Dies bedeutet, dass Frauen die Unterstützung von Familie, Arbeitgeber:innen und auch der Gesellschaft benötigen, um ihr persönliches Stillziel zu erreichen.

Wir alle profitieren

Stillen nach der WHO-Empfehlung ist für alle Beteiligten ein Gewinn. Nicht nur die Kinder, sondern im besonderen Maße auch die Mütter leben gesünder und die Entstehung von Erkrankungen ist reduziert. So gibt es exzellente Studien in Form von systematischen Reviews sowie Meta-Analysen, die eindeutig zeigen, dass gestillte Säuglinge ein geringeres Risiko für respiratorische Infekte, gastrointestinale Erkrankungen, SIDS, NEC, Karies und Malokklusion haben. Ebenso ist die Entstehung von Asthma, Adipositas, Diabetes geringer – auch hier gibt es bereits viele gute Untersuchungen.

Für Mütter bedeutet eine längere Stillzeit vor allem Schutz vor Brust-, Ovarial- und Endometriumskarzinom1. Dies wird durch die aktuelle Studienlage eindeutig bestätigt. Laut Statistik Austria gibt es allein bei diesen drei Karzinomarten jährlich ca. 7.700 Neuerkrankungen pro Jahr.2

Dabei geht es tatsächlich um eine dosisabhängige Wirkung. So kam Frau Prof. Dr. Chang – Claude zu dem Schluss, dass eine Gesamtstillzeit von 7 bis 12 Monaten das Brustkrebs- Risiko bei den untersuchten Frauen um 14% verringerte. Bei einer Stillzeit von 13 bis 24 Monaten sank das Risiko sogar um 42%. Chang-Claude kam zu dem Ergebnis, dass der gesamte Zeitraum des Stillens von größerer Bedeutung ist als die Anzahl der gestillten Kinder.3

Könnte durch optimale Stillförderung auch nur 1 Neuerkrankung an Brustkrebs vermieden werden, würden sich Arbeitgeber:innen durchschnittlich 165 Krankenstandstage ersparen.
Laut dem deutschen Robert-Koch Institut erkrankt auf Basis der aktuellen Inzidenzraten etwa eine von acht Frauen im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Fast drei von zehn betroffenen Frauen sind bei Diagnosestellung jünger als 55 Jahre alt.

Abgesehen davon, dass die Ausbildung und Neurekrutierung von Personal viel Zeit und Geld in Anspruch nehmen, zeigt sich, dass Mütter, deren Babys und Kleinkinder nicht mehr gestillt werden doppelt so häufig Pflegeurlaub beantragen, als Mütter deren Kinder noch gestillt werden. Bezahlen müssen wir alle dafür, denn letzten Endes tragen das Gesundheitssystem, die Krankenkassen und damit die Allgemeinheit Kosten für diverse Erkrankungen.

In Zahlen gegossen

Geld ist die Sprache der Politik, deshalb hat Andrea Hemmelmayer, IBCLC auf Basis einer englischen Studie4 versucht, zu errechnen, wie sich eine moderate Steigerung (10%) der Stillraten auf die Kosten im österreichischen Gesundheitssystem auswirken könnte.

Dazu sind nur jene Erkrankungen herangezogen worden, bei denen der kostensenkende Effekt mit Sicherheit nachgewiesen wurde. Bei anderen Erkrankungen ist dies ebenfalls sehr wahrscheinlich und würde die hier errechneten Kosten noch einmal deutlich ansteigen lassen.

Kindliche Erkrankungen: Gastroenteritis, Erkrankungen des Respirationstraktes, Otitis media, Nekrotisiertende Enterocolitis) – E 2,7 Millionen /jährlich

Mütterliche Erkrankung: Brustkrebs, Behandlungskosten E 3,3 Millionen/ jährlich Folgekosten E 1,6 Millionen/ jährlich

Gesamt E 7,6 Millionen

Wir haben uns das diesjährige Motto der WBW zum Anlass genommen, um für Sie eine Ausgabe ganz im Sinne der Vereinbarkeit von Stillen und Berufstätigkeit zu gestalten.

Und natürlich gibt es auch wieder ein praktisches Infoblatt zum Thema! Kopieren und teilen ausdrücklich erwünscht!

 

1. Spencer B., Hetzel Campbell S.; Chamberlain K.,:
Core Curriculum for Interdisciplinary Lactation Care,
Second Edt., 2023: 4-13

2. Statistik Austria: Krebsinzidenz und Krebsmortalität
nach ausgewählten Lokalisationen und Geschlecht,
Jahresdurchschnitt 2018 bis 2020, Absolutzahlen
https://www.statistik.at/statistiken/bevoelkerungund-
soziales/gesundheit/krebserkrankungen,
aufgerufen am 30.06.2023

3. Studie Chang von Andrea

4. Diese Rechnung wurde abgeleitet und auf österreichische
Verhältnisse angepasst von: „2012: Preventing diseasa and
saving resources: the potential contribution of increasing
breastfeeding rates in the UK – Mary J. Renfrew, Subhash
Pokhrel, Maria Quigley, Felicia McCormick,
Julia Fox-Rushy, Rosemary Dodds, Steven Duffy,
Paul Trueman, Anthony Williams“